Euro-Schuldenkrise verschiebt sich nach Norden

Die Eurozone kommt nicht zur Ruhe: Wie die Commerzbank anhand einer Studie aufzeigt, sind in den nächsten EU-Mitgliedsstaaten Probleme vorprogrammiert, da die Entwicklungen von Lohnstückkosten, Verschuldung und Leistungsbilanz auseinanderdriften.

Neue Krisenkandidaten im Norden Europas

Eine Studie der Commerzbank zeigt anhand von Statistiken der letzten Jahre neues Krisenpotenzial auf: In Holland, Belgien, Frankreich und Finnland ist die gegensätzliche Entwicklung von wichtigen Kennzahlen ein Warnsignal. Die Lohnstückkosten stiegen in diesen Ländern, im Gegensatz zu den südlichen Krisenländern, stark an. Extrem fällt die Steigerung in Finnland auf, die um acht Prozent über der europäischen liegt. Damit verlieren diese Länder nach und nach ihre Position im Wettbewerb. Auf der anderen Seite macht die Entwicklung der Leistungsbilanz das Dilemma deutlich, denn bis auf Holland müssen alle Kandidaten Leistungsbilanzdefizite verzeichnen. Die Commerzbank-Studie führt dazu aus, dass diese Probleme im preislich stark umkämpften Produktangebot der Länder begründet sind.

Aussichten: verhalten bis trüb

Ein weiteres Indiz für die gefährliche Entwicklung ist die Tendenz bei der Verschuldungsquote im Privatsektor. Diese liegt zum Beispiel in Finnland aktuell bei rund 180 Prozent des BIP, wobei der Stand vor zehn Jahren gerade einmal 120 Prozent betrug. Auch die Staatshaushalte machen Sorgen, Holland, Belgien und Frankreich werden die Maastricht-Kriterien, also ein maximales Defizit von drei Prozent, weder in diesem noch im nächsten Jahr einhalten können. Finnland könnte einen relativ ausgeglichen Haushalt hinbekommen und liegt auch bei der Staatsverschuldung mit knapp 60 Prozent noch im Rahmen - im Gegensatz zu Belgien und Frankreich, die die 100 Prozent-Hürde wohl reißen werden. Die Schuldenkrise verschiebt sich also nach Norden und dürfte die EU noch lange in Atem halten. 

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