Welche Perspektive hat der Euro wirklich?

Nun äußert sich mit einem ehemaligen EU-Kommissar eine weitere gewichtige Stimme zum Schicksal der EU-Gemeinschaftswährung. Frits Bolkenstein schlägt die Aufteilung in eine Parallel-Währung vor.

Euro in der jetzigen Form nicht zu retten

Der Niederländer Frits Bolkenstein war zunächst Handelsminister, bevor er als EU-Kommissar auch den Start der europäischen Gemeinschaftswährung im Jahr 2002 begleitete. Sein Urteil angesichts der aktuellen Entwicklungen ist eindeutig, die Währung sei in dieser Form nicht zu retten, so Bolkenstein. Bereits vor einigen Wochen äußerte sich der ehemalige EU-Kommissar mit einem drastischen Appell im "Volksgrant", allerdings bislang ohne großes Medienecho. Dabei legte er den Finger auf den wunden Punkt: Im Mittelpunkt des europaweiten Interesses steht lediglich die Umverteilung von EU-Mitteln, obwohl es doch bevorzugt um die eigene Wettbewerbsfähigkeit gehen sollte, die insbesondere in den Problemstaaten fehle. Deswegen müssten diese die Gemeinschaftswährung aufgeben, was aber illusorisch sei.

"Süd-Euro" - Abwertung zum Ausgleich ökonomischer Schwäche

Mit der Einführung eines "Süd-Euro", der sich im Gegensatz zum "Hart-Euro" jederzeit abwerten lässt, könnte die relative ökonomische Schwäche ausgeglichen werden. Durch Professor Ulrich van Suntum, Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung in Münster, wurde bereits der Nachweis geführt, dass eine solche Praxis mit der Goldmark bereits erfolgreich betrieben wurde. Der Kurs des "Hart-Euro" würde gegenüber dem des "Süd-Euro" permanent steigen, so dass die Spareinlagen wertstabil bleiben und die Südländer wettbewerbsfähig werden können. Die EZB hätte eine zentrale Funktion, denn die Verluste aus dem 1:1-Umtausch der Parallelwährungen müssten auf die Mitgliedsländer verteilt werden - was bisher relativ einseitig geschieht. Es stellt sich nur die Frage, warum die Problemländer von ihrer bequemen Nehmer-Position abweichen sollten. 

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